Dermatologie - Infektive Krankheaiten: Humanes Papillomavirus und Genitalwarzen (Kondylome)
Definition –
Infektion –
Diagnose –
Therapie –
Mit dem Begriff HPV (Humanes Papillomavirus) wird eine Gruppe von über 100 miteinander verwandten Virustypen bezeichnet. Diese Viren sind für alle vorkommenden Warzen verantwortlich. Alle Warzen sind also virale Erkrankungen. Einige Virustypen verursachen Warzen im Genitalbereich, andere an Händen und Füssen. Es gibt sichtbare Warzen im Genitalbereich (so genannte Kondylome) und solche, die für das menschliche Auge nicht erkennbar sind. Manchmal bleibt die Warzenentwicklung trotz Infektion auch vollständig aus.
Wie sehen Genitalwarzen aus?
Genitalwarzen sind Geschwülste, die an den äusseren Geschlechtsorganen (Schamhügel, Penis und Hoden), am Scheiden- oder Aftereingang, in der Harnröhre oder am Harnröhreneingang sowie am Gebärmutterhals auftreten können. Manchmal sind auch Leistengegend oder Oberschenkel betroffen. Sie können erhaben, flach, klein oder gross sein und einzeln oder in Gruppen auftreten. Häufig sind viele auf der gleichen Stelle lokalisiert und bilden eine blumenkohlartige Formation.
Wer bekommt HPV oder Warzen im Genitalbereich?
Eine HPV-Infektion wird durch Kontakt übertragen. Genitalwarzen gehören zu den sexuell übertragbaren Krankheiten und können altersunabhängig bei jedem sexuell aktiven Mann und jeder sexuell aktiven Frau, bei jeder Rasse und jeder sozialen Schicht auftreten.
Sowohl die homosexuelle als auch die heterosexuelle Bevölkerung ist betroffen.
Da manchmal eine lange Zeit vergeht, bevor sichtbare Warzen auftreten, können auch Menschen mit HPV infiziert sein, die schon lange kein aktives Sexualleben mehr haben. Warzen können sich drei Wochen bis ein Jahr nach sexuellem Kontakt mit einer infizierten Person entwickeln oder auch völlig ausbleiben. Dadurch kann nicht genau festgestellt werden, wann oder wo man sich mit dem Virus infiziert hat. Dies erklärt auch, warum der Sexualpartner vielleicht nicht infiziert ist.
Selten kann eine werdende Mutter ihr Kind bei der Geburt anstecken.
Wie bekommt man HPV oder Warzen im Genitalbereich?
HPV und Genitalwarzen werden am häufigsten durch direkten Hautkontakt während des vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehrs mit einer bereits infizierten Person übertragen. Warzen an anderen Körperteilen, beispielsweise den Händen, werden durch andere HPV-Typen hervorgerufen, aber ebenfalls durch Kontakt übertragen.
Wie weiss ich, dass ich HPV oder Warzen im Genitalbereich habe?
In einigen Fällen ist dies schwierig. Manchmal werden die Warzen überhaupt nicht bemerkt, weil sie zu klein oder in der Vagina, am Gebärmutterhals oder im After «versteckt» sind. Darüber hinaus sind sie oft fleischfarbig und schmerzlos. Nur selten machen sich die Genitalwarzen durch Beschwerden wie Juckreiz, Schmerzen oder Blutungen bemerkbar.
Manchmal werden Warzen bei einer körperlichen Untersuchung von Männern oder bei einer gynäkologischen Untersuchung von Frauen zufällig entdeckt. Bei Frauen ist ein auffälliger Gebärmutterhalsabstrich vielleicht das erste Warnsignal, dass HPV vorliegt, auch wenn ein Gebärmutterhalsabstrich kein definitiver HPV-Test ist.
Sie sollten einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen, wenn:
Sie irgendwelche ungewöhnlichen Geschwülste, Schwellungen oder Hautveränderungen an oder in der Nähe von Penis oder Hoden, Vagina, After oder in dem angrenzenden Genitalbereich bemerken.
Sie auffälligen Juckreiz, Schmerzen, Ausfluss oder Blutungen bemerken.
Ihr Sexualpartner Ihnen mitteilt, dass er bzw. sie HPV oder Warzen im Genitalbereich oder ähnliche Beschwerden hat wie oben beschrieben.
Wie werden Warzen im Genitalbereich diagnostiziert?
Sie können sich und Ihren Partner selbst auf Warzen untersuchen. Aber bitte denken Sie daran – manchmal sind Genitalwarzen nur sehr schwer zu entdecken. Ausserdem sind sie oft nur schwer von anderen Schwellungen, Knötchen oder «Bibeli » zu unterscheiden. Wenn Sie glauben, dass Sie Genitalwarzen haben oder mit einer HPV-infizierten Person Kontakt hatten, sollten Sie einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen.
Zur Auffindung von Warzen oder anderem auffälligem Gewebe streicht der Arzt in manchen Fällen eine verdünnte Essigsäurelösung auf das Hautareal oder bedeckt dieses für einige Minuten mit einer essigsäuregetränkten Kompresse. Dadurch wird das infizierte Gebiet weiss und es lässt sich erkennen, welche Stellen mit HPV infiziert sind. Dies ist ein einfacher HPV-Test und wird in der Regel zur Diagnose einer HPV-Infektion angewandt.
Wie werden Genitalwarzen behandelt?
Der Arzt kann Warzen auf unterschiedliche Arten behandeln. Alle Behandlungen sind jedoch nur äusserlich möglich. Dabei überleben aber meist Viren in gesund erscheinenden Hautbezirken, die mit den meisten Methoden nicht «erfasst» werden. Ein Wiederauftreten der Warzen ist deshalb leider häufig, man nennt dies Rezidiv. Je nach Behandlungsmethode treten diese häufiger oder seltener auf. Die Art der Behandlung ist abhängig von Ort, Grösse, Virustyp und Lokalisation der Warzen.
Einige Therapieformen erstrecken sich über einen langen Zeitraum, und der Behandlungserfolg wird in kleinen Schritten erzielt. Dies erfordert sowohl vom Arzt als auch vom Patienten einige Geduld. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient ist häufig nötig. Es gibt viele verschiedene Behandlungsformen, von denen die meisten mehrere Arztbesuche erforderlich machen. Die wichtigsten sind nachfolgend aufgeführt.
Operative Behandlung
Die Kältetherapie (Gefrierbrandbehandlung der Warzen) ist in vielen Fällen eine erfolgreiche Behandlungsform. Sie entfernt die Warzen, erfordert aber in der Regel mehrere Arztbesuche.
Die Elektrokauterisation (Entfernung der Warzen mit einer kleinen Schlinge unter Anwendung von elektrisch erzeugter Hitze) ist eine weitere Behandlungsmöglichkeit, die von manchen Ärzten angewandt wird.
Hierzu wird ein Betäubungsmittel entweder in Form einer Creme oder als Spritze verabreicht.
Bei den vorgenannten Verfahren muss das zu behandelnde Hautareal zuvor örtlich betäubt werden, ansonsten wäre die Behandlung zu schmerzhaft.
Die Lasertherapie (Nutzung energiereichen intensiven Lichts zur Zerstörung der Warzen) ist ein modernes Verfahren, das vor allem bei komplizierten Fällen angewendet wird.
Chirurgische Verfahren können dazu führen, dass im behandelten Gebiet Narben entstehen.
Medikamentöse Therapie
Zur Behandlung mit Medikamenten stehen heute zwei Substanzen zur Verfügung. Beide stärken die körpereigene Immunabwehr. Sie haben den Vorteil, dass sie die eigentliche Ursache der Warzenbildung, nämlich die Virusinfektion, bekämpfen. Ein Wiederauftreten der Warzen ist so seltener als mit den operativen Behandlungen.
Das ältere Medikament Interferon wird direkt in die Warze oder einen anderen Ort unter die Haut (Bauch- oder Oberschenkelhaut) gespritzt. Interferon-Gel dient zur Verhinderung wieder auftretender Warzen nach chirurgischer Entfernung mit Laser oder Elektrokauterisation.
Imiquimod ist ein neues Medikament (Aldara Creme®), das die Patienten und Patientinnen selbst als Creme auf die betroffenen Hautstellen auftragen. Durch Verstärkung der körpereigenen Immunabwehr werden die Virusinfektion und die Warzen bekämpft, ohne dass das Gewebe verletzt wird; eine Narbenbildung ist sehr selten.
Weitere Medikamente wirken ähnlich, wie chirurgische Verfahren. Sie zerstören die sichtbaren Warzen im Genitalbereich mit chemischen Mitteln.
Podophyllotoxin und Podophyllin sind chemische Verbindungen, die auf die Warzenoberfläche aufgebracht werden können. Podophyllotoxin kann vom Patienten selbst angewendet werden, während Podophyllin stark ätzend ist und nur vom Arzt aufgetragen werden darf.
Trichloressigsäure ist eine weitere chemische Verbindung, die ebenfalls vom Arzt auf die Warzenoberfläche aufgebracht werden muss. Manchmal sind mehrere Anwendungen notwendig.
Bitten Sie Ihren Arzt, Ihnen die Vorteile der jeweiligen Behandlung zu erläutern. Fragen Sie Ihren Arzt über mögliche Nebenwirkungen (z. B. Narbenbildung durch die Behandlung).
Sie sollten wissen, was bei Beschwerden nach der Behandlung zu tun ist oder wann Sie zur Kontrolluntersuchung beim Arzt erwartet werden.
Seien Sie geduldig – die Behandlung macht oft mehrere Besuche erforderlich, da sie nicht immer in einem Mal durchgeführt werden kann.
Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie schwanger sind oder es zu sein glauben, damit Ihr Arzt eine Methode wählen kann, die für Ihr Baby unbedenklich ist.
Verwenden Sie bei Genitalwarzen keine Mittel, die für Hand- und Fusswarzen verkauft werden. Sie sind nicht für die empfindliche Haut im Genitalbereich bestimmt.
Einige Experten empfehlen sexuelle Enthaltsamkeit während der Behandlung.
Dies soll hauptsächlich den behandelten Hautbereich vor Reibung schützen, die den Heilungsprozess stören könnte.
Wie kann ich eine Infektion mit HPV oder Warzen im Genitalbereich vermeiden?
HPV und Genitalwarzen werden am häufigsten durch sexuellen Kontakt übertragen. Zur Vermeidung einer Ansteckung gelten also die gleichen Grundsätze wie für andere sexuell übertragbare Krankheiten. «Safer Sex »-Praktiken reduzieren das Übertragungsrisiko von Geschlechtskrankheiten, einschliesslich Warzen im Genitalbereich: Kondome bieten die grösste Sicherheit vor Ansteckung.
Kondome, die richtig von Anfang bis Ende jedes Geschlechtsaktes angewendet werden, bieten Schutz. Kondome sind bei allen neuen Sexualpartnern oder bei Zufallsbekanntschaften zu empfehlen.
Bei Menschen mit vielen wechselnden Sexualpartnern ist das Risiko grösser, mit Geschlechtskrankheiten infiziert zu werden. Spermien tötende Schaumformulierungen, Cremes und Gels bieten keinen nachgewiesenen Schutz gegen HPV und Warzen im Genitalbereich, aber sie können gegenüber einigen anderen Geschlechtskrankheiten wirksam sein. Auf jeden Fall sollten sie höchstens zusammen mit einem Kondom und nie alleine angewendet werden.
Sollte ich mit meinem Partner/meiner Partnerin sprechen?
Wenn Sie Warzen im Genitalbereich haben, sollten Sie mit Ihrem Partner darüber sprechen. Es ist für Ihre bzw. seine Gesundheit wichtig, darüber Bescheid zu wissen. Ihr Partner sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.
Empfehlenswert sind hierbei Ärzte der folgenden Fachrichtungen: Gynäkologie, Dermatologie oder Urologie. Ausserdem sollten Sie beim Sexualverkehr ein Kondom benutzen. Das Kondom schützt Sie vor Warzen im Genitalbereich und auch vor anderen Geschlechtskrankheiten.
© 3M & Dr. S. Gilardi, publiziert am 31.10.2003, update dem 15.12.2003 08:13:52